Wie wir Irma erlebt haben

Der Hurricane ist mittlerweile vorbei und die Aufräumarbeiten, vor allem in Südflorida, sind im Gange. In Miami haben Tausende immer noch keinen Strom. Andere Teile des Staates sind ebenfalls ohne Strom, teilweise sogar ohne (Ab-)Wasserversorgung. Wir sind mittlerweile nach Miami gefahren; auch wenn wir dabei ein ungutes Gefühl hatten.

Als Norddeutscher hört man vom Hurricane und denkt erst einmal, dass ein laues Lüftchen uns schon nicht umwirft. Wenn man hinterher die Ausmaße sieht, dann merkt man aber schnell, dass ein typischer Orkan in Norddeutschland doch eher eine Lachnummer ist.

Am Samstag vor dem Hurricane wurde ab 17 Uhr eine Ausgangssperre in Orlando verhangen. Vorher lagen wir noch bei entspannten 30°C am Pool und haben den Tag auf uns wirken lassen. Viele Einrichtungen hatten dort bereits geschlossen und Fenster wurden verrammelt.
Teilweise hat man Leute gesehen, die selbst Sandsäcke befüllt haben. Der Staat hat zehn Sandsäcke pro Haushalt kostenlos verteilt. Kurz bevor der Hurricane auf Florida traf kamen noch drei Tankschiffe in Tampa an. Die Tanklaster wurde mit Polizeieskorte an ihre Bestimmungsorte gebracht, damit die flüchtenden Bewohner auch wirklich flüchten konnten.

Der Sonntagmorgen begann dann eher typisch hanseatisch. Der graue Himmel über Orlando ließ nichts gutes erahnen und es sollte den Tag auch nicht mehr aufhören zu regnen. Wir haben den kompletten Tag im Hotel verbracht, Football geschaut und zwischendurch unsere Essensvorräte langsam geplündert.

Der Regen wurde von Zeit zu Zeit mal schwächer und mal stärker. Beständig stärker wurden aber die Winde, die die Palmen vor unserem Hotel durchaus haben wedeln lassen.

Um 2 Uhr in der Nacht auf Sonntag fiel im gesamten Hotel der Strom aus. Auch bis zu unserem Checkout um 10 Uhr war der Strom nicht wieder vorhanden. Dass wir unsere Koffer aus der siebten Etage nach unten tragen mussten war aber eher das kleinere Übel.

Wir hatten uns am Vortag schon dazu entschieden nach Miami zu fahren. Wir fuhren also vom Sturm weg in Richtung Süden und damit ins Katastrophengebiet hinein.
Der Highway dorthin war gut befahrbar. Es lagen keine Teile auf den Straßen. Allerdings waren diverse Schilder und Webetafeln einfach nicht mehr existent. In Orlando selbst lag viel Wasser und Gestrüpp auf den Straßen. Während der Fahrt nach Miami haben wir sehr viele Räumfahrzeuge überholt. Auch Fahrzeuge vom Energieversorger waren unterwegs in die Krisengebiete.

Auf dem Weg nach Miami gab es auf halber Strecke sogar wieder eine Tankstelle, die bereits geöffnet hatte. Sehr viele Autos standen dort bereits Schlange und auch wir haben uns sicherheitshalber dort eingereiht und das Auto noch einmal vollgetankt, da uns nicht bewusst war, wie es mit Benzin in Miami ausschaut. Es hatten auch schon wieder die Raststätten geöffnet, so dass wir auf dem Weg auch Essen konnten.

Wir sind dann relativ zeitnah an unserem gebuchten Hotel in Miami angekommen. Allerdings stellte sich sehr schnell heraus, dass auch dieses Hotel vom Hurricane heimgesucht wurde und keinen Strom hat. Daher wurden wir vom Hotel leider abgewiesen.

Wenig später haben wir allerdings auch von einem Bekannten aus Orlando erfahren, dass unser Hotel, von dem wir am Morgen aus gestartet waren, ebenfalls, aufgrund des fehlenden Stroms, geräumt wurde. Daher wären wir, egal ob wir nun gefahren wären oder nicht, ohne Unterkunft.

Unsere Laune war natürlich auf dem absoluten Tiefpunkt angekommen.
Wir haben dann auf Booking.com ein Hotel gefunden, welches zumindest als “buchbar” angezeigt wurde. Daher sind wir dort direkt hingefahren.
Dieses 2-Sterne Hotel hatte tatsächlich Strom und auch ein verfügbares Zimmer.
Dieses Zimmer stellte sich als das Schlechteste heraus, was man wohl für 110$ bekommen kann. Aber wir hatten ein Bett und eine Unterkunft. Wir hatten aber auch ein sehr übelriechendes Zimmer, direkt am Highway gelegen. Der Halogenscheinwerfer nebenan erleuchtete sehr romantisch das Zimmer. Perfekt für die beste Nachtruhe!

Für diesen Tag galt ab 20 Uhr eine Ausgangssperre. Daher entschieden wir uns bei Taco Rico zu bestellen. Diese Bestellung wurde leider nie geliefert, so dass wir hungrig und zu zweit in einem 1,20m breiten Bett übernachten konnten und durften.

Am Tag darauf haben wir direkt das “Hotel” wieder verlassen und uns auf der Suche nach einer Unterkunft in Downtown Miami begeben. Das erste Hotel wollte für zwei Nächte knapp 500$ haben. Bei der zweiten Unterkunft haben wir ein Aparment mit Küche, Waschmaschine, Wohnzimmer und Schlafzimmer für knapp 400$ für zwei Nächte bekommen.
Das Hotel hatte ebenfalls noch keinen Strom und lief nur über Generatoren. Daher mussten wir unsere Koffer in den 18. Stock tragen. 

Man sieht in den Straßen von Miami viele herunterhängende Stromleitungen. Viele Verkehrsschilder sind nicht mehr an ihrem Platz oder hängen schief. Einige Ampeln sind komplett beschädigt und nicht mehr am richtigen Platz. Gelegentlich fehlt auch die eine oder andere Laterne. Auf dem Weg nach Miami sahen wir sogar einen toten Hund am Fahrbahnrand. In der Stadt selbst waren viele Straßen noch von Bäumen und Palmen versperrt. An einigen Gebäuden hat der Sturm die Fensterscheiben herausgerissen. In Downtown ist ein Baukran eingestürzt.

Mittlerweile hat sich hier die Lage aber beruhigt. Es funktionieren viel Ampeln wieder. Geschäfte haben mittlerweile wieder geöffnet. Tanken ist keine Herausforderung mehr. In den kommenden Tagen schauen wir uns nun Miami an und beobachten die Nachrichten. Wir müssen unseren Urlaub jetzt spontan planen. Aber ich bin da optimistisch, dass wir das schaffen.

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